Foto des Fossils des Messeler Urpferds.

Das kulturelle Erbe eines 500 Millionen Jahre mächtigen Fossilarchivs

Paläontologie - die Wissenschaft von den Lebewesen der Urzeit - ist aktuell wie nie zuvor. Paläontologinnen und Paläontologen erforschen die Evolutionsgeschichte der Organismen und gemeinsam mit Geologinnen und Geologen die Geschichte des Planeten Erde.

Uralte Zeugnisse

Die Paläontologie liefert den Schlüssel zum Verständnis der Prozesse, die das Klima und das Leben auf der Erde steuern und beeinflussen, sowie zur Interaktion zwischen Geo- und Biosphäre. Aus einem ungefähr eine halbe Milliarde Jahre umfassenden Zeitabschnitt liegen als Fossilien erhaltene Zeugnisse erd- und lebensgeschichtlicher Entwicklung aus Hessen vor. Wie jüngere Funde aus vor- und frühgeschichtlicher Zeit unterliegen auch diese uralten Zeugnisse, Überreste und Spuren tierischen und pflanzlichen Lebens dem Hessischen Denkmalschutzgesetz in der Fassung vom 28. November 2016.

Foto von paläontologischen Nachforschungen an pleistozänen Langknochen.

Denkmäler der Natur

Paläontologische Denkmäler sind – im Gegensatz zu den Hinterlassenschaften des Menschen – Hervorbringungen der Natur. Ihre Bewahrung nach den Regelungen des im Bereich kultureller Schöpfungen verantwortlichen Denkmalschutzes ist kein Widerspruch, denn Fossilien sind durch ihren bedeutenden Einfluss auf die menschliche Ideen- und Wissenschaftsgeschichte zu festen Bestandteilen unserer Kultur geworden. Denn neben den Hinweisen zum Ursprung des Lebens auf der Erde, liefert die Paläontologie Erkenntnisse zu den biologisch-geologischen Vorbedingungen der menschlichen Kultur und Zivilisation. Natur- und kulturwissenschaftliche Aspekte der Paläontologie und Archäologie verzahnen sich zudem beispielhaft an Fundstätten menschlicher Fossilien - der Wirkungsstätte der Paläoanthropologie - und überall dort, wo menschliche Hinterlassenschaften beziehungsweise Artefakte innerhalb eines Befundkomplexes assoziiert mit Tierfossilien auftreten (z.B. mit bearbeiteten oder unbearbeiteten Mammut-, Höhlenbär- oder Wollnashorn-Knochen).

Die Paläontologische Denkmalpflege ist Bestandteil der hessischen Bodendenkmalpflege. Organisatorisch ist sie als Referatsbereich A III 4 in der Abteilung A "hessenARCHÄOLOGIE" (Archäologische und Paläontologische Denkmalpflege) des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen verankert und betreut von Wiesbaden aus das gesamte Bundesland. Zu ihren Aufgaben zählt zudem die denkmalfachliche Aufsicht über die UNESCO-Weltnaturerbestätte "Grube Messel" (Referatsbereich A III 6), die zugleich als paläontologisches Bodendenkmal gemäß HDSchG eingetragen ist.

Schützen, Erhalten, Erforschen

Der Schutz paläontologischer Denkmäler in Hessen wird von der Denkmalfachbehörde, dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen, wahrgenommen. Wenngleich gemäß des HDSchG weitgehend die Unteren Denkmalschutzbehörden für die Durchführung entsprechender Maßnahmen zuständig sind, so verfügen diese in der Regel nicht über entsprechendes Fachpersonal. Bei Maßnahmen an landeseigenen Kulturdenkmälern oder solchen im Eigentum des Bundes ist das LfDH direkt zuständig. Wichtigste Aufgaben der Paläontologischen Denkmalpflege sind Schutz, Erhaltung sowie wissenschaftliche Erforschung der paläontologischen Primärquellen. Nur bekannte Denkmäler können wirksam geschützt werden. Auf der Grundlage einer Bestandsaufnahme paläontologischer Denkmäler werden alle relevanten Daten zu geplanten Bodeneingriffen ausgewertet und notwendige Maßnahmen zur Erhaltung und Pflege paläontologischer Kulturdenkmäler getroffen. Geowissenschaftliche Grabungen, wissenschaftliche und technische Dokumentationen sowie die Sicherstellung der Erhaltung komplexer Befunde gehören zum Handwerk der Paläontologischen Denkmalpflege.

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