Die anwesenden Gäste wurden nach einer musikalischen Eröffnung durch Andreas Hertel von Prof. Dr. Markus Harzenetter, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen, begrüßt. In seiner Rede wies Harzenetter auf die aktuellen Themen und Herausforderungen der Denkmalpflege, sowie die Bewältigung dieser Herausforderungen hin. Anschließend hielten Beschäftigte des Landesamtes für Denkmalpflege kurze Vorträge, in denen sie aktuelle Inhalte ihrer Arbeit vorstellten. Zwischen den Vorträgen hat der Jazzpianist Andreas Hertel mit thematisch auf den Frühling abgestimmten Liedern für musikalische Unterhaltung gesorgt.
Auf den Spuren des Gartenkünstlers Sckell
Unter dem Motto „Natur wird Kunst“ ist anlässlich des 200. Todestages von Friedrich Ludwig von Sckell ein institutionsübergreifendes Kooperationsprojekt ins Leben gerufen worden. Das Produkt dieser Kooperation, die digitale Ausstellung „Sckell 2023“, wurde von Wenzel Bratner, Gartendenkmalpfleger im Landesamt für Denkmalpflege Hessen, vorgestellt. Mittelpunkt der Website ist der Katalog aller bekannten Parkanlagen des Gartenbaumeisters, mit detaillierten Texten zu allen Anlagen. Daneben bekommt man auch Informationen zu Sckells Biographie und zur Gartendenkmalpflege. Damit soll das Bewusstsein für dieses Thema geweckt werden und Sckells Wirken in den Kontext der heutigen Gartendenkmalpflege gesetzt werden.
Römischer Grenzschutz – neue Forschungsergebnisse am hessischen Limes
Dass auch gut erforschte Welterbestätten immer etwas Neues aufzeigen können, bestätigte jüngst der Fund einer neuen Kammer in den Pyramiden von Gizeh. Somit sei es nicht überraschend, dass auch in anderen Kulturstätten die Forschung auf immer neue Entdeckungen und Erkenntnisse stößt - wie zuletzt am hessischen Limes, erklärte Kai Mückenberger von der Abteilung hessenARCHÄOLOGIE am Landesamt für Denkmalpflege Hessen. Die Grenzanlagen der Römer ziehen sich über 153 km mit 18 Groß- und 31 Kleinkastellen durch sechs Landkreise in Hessen. Sie gehören als Teil des Obergermanisch-Raetischer Limes zum transnationalen UNESCO Welterbe „Grenzen des Römischen Reiches“. Der Limesaufbau aus Palisade, Turm, Graben und Wall ist heutzutage insbesondere im Wald oft noch gut ablesbar. Auf offenen, landwirtschaftlich genutzten Flächen sieht das leider anders aus – doch hier können Luftbilder weiterhelfen. In solchen Luftbildern entdeckten Archäologen bei Fauerbach zunächst eine dunkle Linie in der Ackerfläche. Schnell wurde nach einer geophysikalischen Untersuchung mit modernster Technik diese dunkle Linie als ein bisher unbekannter Limesgraben identifiziert. Neben dem neuen Grenzverlauf wurden zusätzlich ein Kleinkastell und zwei Turmstellen entdeckt – ein Sensationsfund. Eines können sich die Archäologen noch nicht erklären: der Limes teilt sich an einer Stelle auf und mündet in einer Sackgasse. Ziemlich untypisch für die sonst so durchgeplanten Römer. Was es damit auf sich hat, wird die weitere Forschung ans Licht bringen.
Die Bedeutung historischer Dacheindeckungen
Cornelius Hopp von der Abteilung Bau- und Kunstdenkmalpflege beleuchtete die Bedeutung historischer Dacheindeckungen in der Denkmalpflege. Das Dach ist als „Fünfte Fassade“ und wichtiger Bestandteil des historischen Erscheinungsbildes ebenfalls zu schützen. Insbesondere Dächer aus handgefertigten Ziegeln sind bedroht, da für Reparaturen Altmaterial benötigt wird. Dieses ist jedoch nur sehr eingeschränkt verfügbar. Durch die erhöhte Nachfrage nach PV-Anlagen ist das Thema historische Dacheindeckungen so aktuell wie noch nie. Diese erhöhte Nachfrage stelle aber keine Bedrohung für die Bedeutung der Dachlandschaften dar, so Hopp, vielmehr schärfe sie den Blick der Denkmalpflege auf den Denkmalwert historischer Dacheindeckungen
Der Glauberg in Hessen - ein ehemals keltischer Fürstensitz
Dr. Vera Rupp, Direktorin des Archäologischen Landesmuseums Keltenwelt am Glauberg, führte in die große Sonderausstellung „Keltenland Hessen - eine neue Zeit beginnt“, ein. Im Rahmen des ersten hessenweiten archäologischen Themenjahres „KELTEN LAND HESSEN – Archäologische Spuren im Herzen Europas“ präsentieren acht Museen in enger Kooperation mit der Landesarchäologie, Stadt- und Kreisarchäologien sowie Forschungseinrichtungen und Vereine seit 2022 Sonderausstellungen zu einer spannenden Epoche der hessischen Geschichte. Die Leitausstellung der Keltenwelt greift dabei vor allem die nachhaltigen Veränderungen in Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur in Mitteleuropa auf, die um 800 v. Chr. ihren Anfang nahmen. Die Eisengewinnung revolutionierte zu dieser Zeit das Leben der Menschen von Grund auf. Die Möglichkeiten, die sich mit dem neuen Material offenbarten, waren fast grenzenlos. Hessen war zu dieser Zeit ein Hotspot für Eisen und stieg dadurch zum Handelszentrum auf, was vermutlich auch zu weitreichendem politischem und kulturellem Austausch führte. Aber auch in der Salzgewinnung war Hessen an der Spitze: in Bad Nauheim befand sich die größte bekannte Salzsaline Mitteleuropas. Diese und weitere spannende Themen werden im Landesmuseum ausführlich erklärt. Die Öffentlichkeit zeigte ein so großes Interesse, dass die Sonderausstellung bis zum 31. Oktober 2023 verlängert um um einige spektakuläre Ausstellungsobjekte bereichert wurde.
Nach abschließenden Worten von Prof. Dr. Harzenetter fand im Anschluss an die Vorträge bei einem Umtrunk ein reger Austausch statt.
Nachdem der alljährliche Neujahrsempfang im letzten Jahr insbesondere coronabedingt ins Frühjahr verlegt wurde, war die Resonanz darauf so positiv, dass diese terminliche Veränderung jetzt dauerhaft beibehalten wird.