von links nach rechts sitzen: Uli Thümmler (Propstei Johannesberg), Annette Liebeskind (Deutsche Stiftung Denkmalschutz), Dr. Verena Jakobi (Landesamt für Denkmalpflege Hessen), Jens Scheller (Freilichtmuseum Hessenpark) und Prof. Dr. Markus Harzenetter (Landesamt für Denkmalpflege Hessen)

Bau- und Kunstdenkmalpflege

Rettungsgeschichten aus Hessen

Das Zehnte Hessische Denkmalgespräch am 11. Oktober 2024 im Freilichtmuseum Hessenpark stand ganz im Zeichen der 50jährigen Jubiläen des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen und des Freilichtmuseums Hessenpark. Gegenstand der einführenden Vorträge und der Podiumsdiskussion waren deshalb die gemeinsamen Wurzeln und die unterschiedlichen Aufgabengebiete beider Institutionen.

Die gemeinsamen Wurzeln

Beide Institutionen verdanken ihre Gründung dem Inkrafttreten des ersten einheitlichen Denkmalschutzgesetzes in Hessen am 24. September 1974. Damit existierte erstmals ein einheitliches rechtliches Instrumentarium zum Schutz der Kulturdenkmäler in Hessen. Die Notwendigkeit dafür ergab sich aus der Tatsache, dass insbesondere in der Wiederaufbauzeit viele Kulturdenkmäler - oft ganze Stadtquartiere - dem Ideal der autogerechten Stadt weichen mussten. Blieben diese Verluste zunächst weitgehend unbemerkt und unkommentiert, so entwickelte sich im Vorfeld des Europäischen Denkmalschutzjahres doch der Protest von Bürgerinitiativen, die sich gegen den Verlust wertvoller baulicher Zeugnisse wehrte. Die Etablierung des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen und des Freilichtmuseums Hessenpark waren die Folge dieser Begehren. Der Schutz der Kulturdenkmäler in Hessen ist seitdem von öffentlichem Interesse, die Denkmalbehörden vertreten die Belange der Kulturdenkmäler anwaltschaftlich.

 

Unterschiedliche Konzepte des Bewahrens

Die Idee eines Freilichtmuseums entstand, um Kulturdenkmäler, deren Abbruch trotz aller Bemühungen nicht verhindert werden konnte, zu lagern und für nachfolgende Generationen zu sichern. Auch der im 17. Jahrhundert erbaute Fruchtspeicher aus Trendelburg, in dem die Tagung stattfand, musste den Planungen zu einer modernen Saatzuchtanlage weichen und gelangte in Einzelteile zerlegt ins Freilichtmuseum Hessenpark, wo er an prominenter Stelle wiederaufgebaut und mit einer neuen Nutzung versehen wurde. Außerdem sollte die Sammlung historischer Gebäude aus allen Teilen Hessens in Fortführung der Heimatschutzbewegung das Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger für die Geschichte des noch jungen Bundeslands Hessen und seiner ländlichen und bäuerlichen Traditionen schulen. Die Identifikation sollte nicht mehr nur über Burgen, Schlösser und Kirchen erfolgen, sondern auch über Zeugnisse der Alltagskultur.

Die Aufgabe des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen dagegen ist bis heute die Beratung und Unterstützung von Denkmaleigentümerinnen und Denkmaleigentümern zur langfristigen und damit ressourcenschonenden Erhaltung der Kulturdenkmäler am Ort ihrer Entstehung. Von wachsender Bedeutung dabei sind städtebauliche Planungsprozesse, für die die Denkmalpflege wichtige Hinweise zu ortsbildprägenden Bauten und historischen Achsenbezügen geben kann. Am Beispiel des Lokschuppens in Marburg und der Stadthalle in Hattersheim berichteten die am Planungsgeschehen Beteiligten aus verschiedenen Perspektiven über die Maßnahmen, die 2023 mit dem Hessischen Denkmalschutzpreis ausgezeichnet wurden.

 

Gemeinsam auch in Zukunft

Die unterschiedlichen Bewahrungs- und Schutzkonzepte wurden abschließend am Beispiel des Fruchtspeichers aus Trendelburg und der Grenzregion zwischen Altenburschla (Hessen) und Großburschla (Thüringen), einem Modellraum für regionale Entwicklung auf der Basis historischer Gegebenheiten, vorgestellt und vertieft.

Bis heute sind beide Häuser durch gemeinsame Gremienarbeit, Veranstaltungen und zukunftsweisende Forschungsprojekte insbesondere im Bereich des Klimaschutzes und der energetischen Ertüchtigung von Fachwerkgebäuden eng miteinander verbunden.

Zum Denkmalgespräch

Organisiert werden die Hessischen Denkmalgespräche seit 2014 von der DenkmalAkademie der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, dem Freilichtmuseum Hessenpark, dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen und der Propstei Johannesberg in Fulda.

Das elfte Hessische Denkmalgespräch findet am 31. Oktober 2025 im Freilichtmuseum Hessenpark statt.