Die archäologischen Ausgrabungen im Lahntal bei Niederweimar haben eine archäologische Siedlungslandschaft erschlossen, die bis in die heutige Zeit durch die Fließgewässer Lahn und Allna und ihre Sedimente geprägt und wesentlich beeinflusst wurde.
Die geowissenschaftliche Analyse der Sedimente und Prozesse im Bereich der prähistorischen Siedlungen und ihrem Umfeld trägt dazu bei, die wechselseitige Beziehung zwischen dem Wandel der Flusslandschaft und ihrer Besiedlungsgeschichte besser zu verstehen.
Ziel geomorphologischer Untersuchungen ist die Rekonstruktion der holozänen Fluss- und Reliefentwicklung im Umfeld der archäologischen Grabungsmaßnahmen im Lahntal zwischen den Gemeinden Niederweimar und Argenstein.
Als Informationsquellen zur Geschichte dieser Flusslandschaft und ihrer anthropogenen Nutzung in prähistorischer Zeit werden Geoarchive, wie Siedlungshorizonte, Grubenfüllungen, Bodenrelikte, Bodenab- und -auftrag (Kolluvien, Auensedimente), Flussterrassen und ehemalige Bach- und Flussrinnen ausgewertet.
Methodische Schwerpunkte liegen in der stratigraphischen Auswertung von Grabungsprofilen und Tiefschnitten sowie in der geomorphologischen und sedimentologischen Kartierung des Grabungsumfeldes. Die Auswertung stützt sich auf archäologische, physikalische und botanischer Datierungsmethoden wie auch auf geochemische Laboranalysen.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Siedlungen auf älteren, spätglazialen Terrassenflächen lagen. Über der feuchten Aue konnten sie nur phasenweise von Hochwässern erreicht werden. In den trockeneren Phasen weisen Siedlungsschichten und Kolluvien auf eine intensive Nutzung durch Besiedlung und Landwirtschaft hin.
Erste Ergebnisse wurden im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts in den Jahren 2019/2020 erarbeitet. Sie wurden gemeinsam mit den archäobotanischen Ergebnissen ausgewertet und dargestellt. Die entsprechende Publikation ist in redaktioneller Bearbeitung und wird im E-Journal „Fundberichte Hessen Digital“ erscheinen.