Lüderbach, Observation Point India

Archäologie der Jetztzeit

Unser „Bodenarchiv“ endet keinesfalls mit dem Mittelalter. Auch für jüngere und jüngste Epochen, für die es vielfach bildliche, schriftliche, audiovisuelle und mündliche Quellen gibt, können archäologische Methoden ganz wesentliche wissenschaftliche Erkenntnisse liefern.

In Hessen werden – wie in ganz Deutschland – inzwischen auch Befunde aus dem 19., 20. und auch 21. Jahrhundert als Bodendenkmäler gewertet und ggf. mittels wissenschaftlicher Ausgrabungen dokumentiert. Im Vergleich zu älteren Zeiten ist dabei nicht nur eine mengenmäßige Zunahme des Fundgutes, sondern auch seiner Vielfalt zu verzeichnen. Die aus diesen Zeiträumen auf uns überkommene Quellendichte setzt eine wissenschaftlich begründete Auswahl der als Bodendenkmal anzusprechenden Objekte zwingend voraus.

Die Beschäftigungsfelder der Archäologie der Neuzeit und Moderne sind so vielfältig wie die Aspekte menschlichen Lebens und Handelns in diesen Epochen. Beispielhaft verwiesen sei auf Themen wie Siedeln und Verkehr oder Industrialisierung und technische Infrastruktur. Auch für das dunkelste Kapitel unserer Geschichte, die Zeit des Nationalsozialismus‘ und des Zweiten Weltkrieges, ermöglichen archäologische Untersuchungen oft überraschende Einblicke. Das liegt u. a. darin begründet, dass bspw. militärisch relevante Objekte absichtlich nicht dokumentiert wurden bzw. sich in den Wirren des Kriegsendes Verwaltungsstrukturen auflösten und Unterlagen aus Archiven bewusst oder unbewusst vernichtet wurden.

Gerade in den jüngeren Perioden überschneiden sich oftmals die Arbeitsfelder der Bau- und Kunstdenkmalpflege wie auch der Bodendenkmalpflege. Vorerst jüngstes gemeinsames Forschungsfeld sind die Relikte des Kalten Krieges, wie der oben gezeigte Beobachtungsturm an der ehemaligen innerdeutschen Grenze.

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