Christiane Weber und ein Prachtschrank des frühen 15. Jahrhunderts

Landesamt für Denkmalpflege Hessen

Werkstätten im Landesamt für Denkmalpflege Hessen geöffnet

Anlässlich des Europäischen Tags der Restaurierung am 20. Oktober 2024 haben die Werkstätten im Landesamt für Denkmalpflege ihre Türen für Interessierte geöffnet. Bei den Führungen konnten sich die Besuchenden über die Objekte informieren, die sich derzeit in den Restaurierungswerkstätten der Bau- und Kunstdenkmalpflege und der hessenARCHÄOLOGIE befinden.

Lasertechnik für mittelalterliche Objekte

Christine Kenner, Leiterin des Referatsbereichs Restaurierung und Bauforschung führte in die Aufgabenbereiche der Restaurierungswerkstatt der Bau- und Kunstdenkmalpflege ein. Diese sei seit Mitte der 1950er Jahre an das Landesamt für Denkmalpflege Hessen als amtseigene Werkstatt angegliedert.

Vorgestellt wurden ein Zelebrantenstuhl aus der Elisabethkirche in Marburg. Das aus dem 14. Jahrhundert stammende Möbel war zur Zeit seiner Entstehung ein wichtiges liturgisches Element und unterstrich die besondere Würde der Priester. Gesine Dietrich informierte über die Reinigungsarbeiten an dem stark verschmutzten Objekt und betonte die Besonderheit der farbig gefassten Tabernakeltürme, die jeweils aus großen Eichenstämmen geschnitzt und nur aus wenigen Teilen zusammengesetzt wurden.

Bei dem zweiten Objekt handelte sich um einen außergewöhnlichen Prachtschrank des frühen 15. Jahrhunderts aus dem Chorherrenstift in Fritzlar. Bestehend aus einem Kubus, einer Tür und einem Unterbau überrasche der Schrank vor allem durch seine vielfältigen Malereien sowohl aus dem sakralen wie aus profanen Kontexten, sagte Christiane Weber. Weitere Forschungen zur Geschichte und dem ursprünglichen Aufstellungsort seien nötig, um die wissenschaftliche Bedeutung des Möbels zu klären.

Anna Steyer führte in das Feld der Laserreinigung ein, mit dessen Hilfe Reinigungsarbeiten an den vorgestellten Exponaten durchgeführt werden können. Nur mit Hilfe der Laserreinigung sei es möglich, etwa den Prachtschrank zu reinigen, betonte Christine Kenner abschließend.

Zwischen Massenfundbewältigung und Forschung

In der Restaurierungswerkstatt der hessenARCHÄOLOGIE konnten sich die interessierten Besucherinnen und Besucher an fünf Stationen über aktuelle Arbeiten und die neusten Restaurierungstechniken informieren. Dabei reichte die Spannweite der vorgestellten Funde von keltischen Werkzeugen und Schmuckfunden über eine frühmittelalterliche Saufeder bis zu einem neuzeitlichen Filzhut.

Nicht nur die Funde zeigten das breite Spektrum der archäologischen Restaurierung, auch die verschiedenen Schritte und Arbeitsweisen einer modernen restauratorisch-konservatorischen Bearbeitung präsentierten die Restauratorinnen und der Restaurator den Gästen. Von der Fundbergung im Block bis zur nachhaltigen und sicheren Lagerung zeigten sie die verschiedenen Schritte der Funde auf ihrer Reise durch die Werkstätten. Dabei wurde auch auf Methoden, wie partielle Freilegung, eingegangen, die eine Möglichkeit der Bewältigung von größeren Mengen gleichartigen archäologischen Fundmaterials darstellen und dabei dennoch die wissenschaftliche Auswertung gestatten.

Ganz im Sinne des diesjährigen Mottos „Restaurieren morgen“ wurde zudem die vielfältige Nutzung moderner Techniken vorgestellt – von der Gefriertrocknung organischer Funde über die Untersuchung unter dem Digitalmikroskop bis zur Anfertigung von 3D Modellen. Diese Modelle sind inzwischen so genau, dass sie mitunter auch für wissenschaftliche Bearbeitungen herangezogen werden können, um den Originalfund möglichst geringen mechanischen Belastungen auszusetzen. Digitale Techniken unterstützen damit den Schutz und die nachhaltige Bewahrung der Objekte für zukünftige Generationen.

Tag der Restaurierung

Am Europäischen Tag der Restaurierung geben Restauratoren und Restauratorinnen Deutschland- und europaweit exklusive Einblicke in ihre Arbeitsplätze, die sich in Museen, privaten Ateliers, den Hochschulen, Denkmalämtern, Archiven und Schlösserverwaltungen befinden. Der Europäische Tag der Restaurierung wird seit 2018 jährlich ausgerufen vom Europäischen Dachverband der Restauratorenverbände (E.C.C.O.)  und von den einzelnen Mitgliedsverbänden europaweit umgesetzt. In Deutschland übernimmt der Verband der Restauratoren (VDR) die Koordination des Aktionstags.

Der nächste Europäische Tag der Restaurierung findet am 17. Oktober 2025 statt.

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