Gedenkraum

Bau- und Kunstdenkmalpflege

Die Wirkungsstätte in Frankfurt ist Kulturdenkmal

Das Institut, in dem der Nobelpreisträger Paul Ehrlich forschte, wurde während des Zweiten Weltkriegs teilweise zerstört und in einfacher Form wiederaufgebaut. Trotzdem haben sich im Inneren zwei Räume im bauzeitlichen Zustand erhalten: ein 1906 fertiggestelltes chemisches Labor sowie der 1924 eingeweihte Gedenkraum für den Nobelpreisträger Paul Ehrlich.

Paul Ehrlich wurde am 14. März in Strehlen geboren und war ein herausragender deutscher Immunologe und Bakteriologe. Er gilt als Pionier auf diesem Gebiet und erlangte besonders durch seine Forschungen im Bereich der Serologie internationale Anerkennung.

Ehrlich zog im Jahr 1896 nach Frankfurt, um die Leitung des neu gegründeten königlichen Instituts für experimentelle Therapie zu übernehmen, das eng mit dem Städtischen Krankenhaus verbunden war. Die Zeit, die Paul Ehrlich in Frankfurt verbrachte, prägte maßgeblich seine wissenschaftliche Karriere und übte einen bedeutenden Einfluss auf die medizinische Forschung des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Hier formulierte er seine bahnbrechende "Seitenkettentheorie", die das Fundament für die Entwicklung von Antibiotika legte. Diese Forschungen trugen entscheidend dazu bei, die Grundlagen der Immunologie zu verstehen und legten den Grundstein für die moderne Medizin. Von 1904 bis 1906 wurde neben dem Königlichen Institut ein auf seine Forschung zugeschnittenes Gebäude erbaut, das Georg-Speyer Haus. Auch für dieses Institut übernahm er die Leitung. Heute bilden die beiden Institute durch einen Verbindungsbau einen Gebäudekomplex.

Die Jahre in Frankfurt markierten eine produktive und innovative Phase in Ehrlichs Karriere, die mit zahlreichen wissenschaftlichen Entdeckungen und Durchbrüchen verbunden war. Sein Erbe ist untrennbar mit seiner Zeit in Frankfurt verbunden, wo er die Grundlagen für seine späteren Nobelpreis-würdigen Arbeiten legte. Ehrlich verstarb am 20. August 1915 in Bad Homburg vor der Höhe.

Wunderkammer der Medizingeschichte

in Raum im Stil des Empire, die Decken und Wände mit rotbraun poliertem Kirschbaumholz verkleidet. Vergoldete Blattornamente, die die Pilaster in den Kapitellzonen akzentuieren. Drei rechteckige Buntglasfenster mit aufwendigen ornamentalen Malereien. So würde man sich das Forschungsinstitut Paul Ehrlichs wohl nicht vorstellen.

Zu Ehren des Nobelpreisträgers ließ sein Nachfolger, Wilhelm Kolle, im Jahr 1924 einen Gedenkraum im Königlichen Institut errichten. Erstaunlicherweise überdauerte der prunkvolle Raum die Jahre, obwohl das Gebäude im Zweiten Weltkrieg zerstört und in einfacher Form wiederaufgebaut wurde. Der Gedenkraum wurde in dem Bereich installiert, wo sich die Arbeitsräume des Forschers befanden und zählt zu den bedeutendsten Schöpfungen der Raumkunst des frühen 20. Jahrhunderts in Hessen.

Ebenfalls erhalten blieb ein chemisches Labor, welches 1906 im Georg-Speyer Haus fertiggestellt wurde. Fast die gesamte Laboreinrichtung stammt aus der Bauzeit und gibt einen seltenen Einblick in die medizinische Arbeit des frühen 20. Jahrhunderts. In diesem Labor entwickelte Ehrlich das Präparat 606, das erste industriell hergestellte Chemotherapeutikum.

Die Wirkungsstätte Paul Ehrlichs wurde jetzt zum Kulturdenkmal ernannt. Es bietet ein einmaliges Zeugnis für die Innovationskraft der deutschen medizinischen Forschung und ist sowohl medizinhistorisch als auch architekturgeschichtlich von herausragender Bedeutung.

Paul Ehrlich lehnte die Ernennung in den Adelsstand ab, da er als gebürtiger Jude nicht zum Christentum konvertieren wollte. Falls Sie jetzt wissen wollen, wie es mit dem Institut während der NS-Zeit weiterging und welche Überraschungen sich noch in dem Gebäude verbergen, dann lesen Sie den gesamten Artikel in dem kostenlosen Magazin Denkmal Hessen. Zu finden ist der Artikel in der Ausgabe 2023 02 ab Seite 64.

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