Der fruchtbare Lößboden Hofgeismars bot schon in der Jungsteinzeit eine gute Lebensgrundlage für die frühsten Bauern, deren Siedlungen sich oft über viele Hektar erstreckten. Spuren einer solchen Siedlung konnten in Hofgeismar 1989-90 im Kabemühlenweg archäologisch nachgewiesen werden. Die damals entdeckten 13 Hausgrundrisse und rund 100 Abfallgruben ließen auf eine große jungsteinzeitliche Siedlung aus der Kultur der Linienbandkeramik (ca. 5.500 – 4.900 v. Chr.) schließen.
Für den neuen Erweiterungsbau des Altenhilfezentrums wurden daher in Abstimmung mit der hessenARCHÄOLOGIE am Landesamt für Denkmalpflege Hessen erste Untersuchungen durchgeführt, um zu prüfen, ob sich die linienbandkeramische Siedlung auch unter dem neuen Baugrund fortsetzt. Mittels zerstörungsfreier geophysikalischer Untersuchungen konnten Nachweise der Siedlungsspuren gefunden werden; zwei kleine Probegrabungen bestätigten den Befund.
Ansiedlungen der linienbandkeramischen Kultur zählen zu den ältesten nachweisbaren festen Siedlungsspuren der hessischen Geschichte. Um das Wissen um diese frühen Bauern für die Nachwelt zu bewahren, wurde das aktuelle Baugrundstück von der archäologischen Fachfirma Warneke Archäologie GmbH untersucht und dokumentiert. Dabei setzten Grabungsleiter Dr. Thilo F. Warneke und sein Team unter anderem auf innovative Fotodokumentationsmethoden, bei denen anstelle umfangreicher Grabungszeichnungen die Dokumentation aus den Fotografien erst im Nachgang mittels Photogrammetrie erstellt wird. Dass dadurch die Bauarbeiten nur geringfügig verzögert wurden, freute besonders Klaus Vering, Leiter des Gesundbrunnens. Nicht nur die modernen Methoden, auch die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten sei maßgeblich für den schnellen Erfolg der Maßnahme, ergänzte die zuständige Bezirksarchäologin Dr. Eveline Saal.
Entdeckt wurden in der Grabungskampagne Reste von zwei Langhäusern, Gräben und Abfallgruben, die den weiteren Verlauf der bereits in den 90ern entdeckten Siedlung kennzeichneten.