Foto. Dr. Verena Jakobi, Leiterin der Abteilung Bau- und Kunstdenkmalpflege hielt den Einführungsvortrag zum Thema „Denkmalpflege im Klimawandel“.

Bau- und Kunstdenkmalpflege

Denkmalpflege im Klimawandel – 43. Tag der Hessischen Denkmalpflege fand in Marburg statt

Am 9. und 10. Juni 2022 fand in Marburg der 43. Tag der Hessischen Denkmalpflege unter dem Motto „Denkmalpflege im Klimawandel“ im Rahmen des 800jährigen Jubiläums der Stadt Marburg statt. Rund 180 Expertinnen und Experten diskutierten über die Frage, was Kulturdenkmäler zum Erreichen der Klimaschutzziele beitragen können und welche Bewertungen dabei zugrunde gelegt werden müssen.

Vernetzen zugunsten einer klaren Handlungsstrategie

Ziel der Veranstaltung sei es vor allem, Akteure aus verschiedenen Fachbereichen miteinander zu vernetzen, um das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer umfassenderen Bewertung unseres Gebäudebestandes zu schärfen, sagte Dr. Verena Jakobi, Leiterin der Abteilung Bau- und Kunstdenkmalpflege und Landeskonservatorin einleitend.

Nie waren der enge Austausch und das konstruktive Zusammenspiel aller Akteure aus dem Themenfeld "Denkmalschutz und Klimaschutz" so dringlich wie heute.

Dr. Verena Jakobi Landeskonservatorin
Marburg

Marburg als Modellstadt für klimapolitische Maßnahmen

In Marburg sei bereits in den 1970er-Jahren eine vorbildliche Altstadtsanierung konsequent umgesetzt worden, auch im Bereich des Naturschutzes habe die Stadt mit Projekten zur Renaturierung, Biodiversität oder dem Artenschutz beim Bauen vorbildliche Lösungen gefunden. Seit 2019 werde der Klimaschutzplan konsequent umgesetzt, zu nennen sei ferner ein Solarkataster, das seit 2010 bestehe. Diese Aktivitäten besäßen Vorbildcharakter für andere Kommunen und Regionen in Hessen.

Auch Kulturdenkmäler können energetisch ertüchtigt werden

Durch die Pläne der Bundesregierung, bis 2050 einen nahezu klimaneutralen Gebäudebereich anzustreben, gerieten auch die Kulturdenkmäler verstärkt unter Druck. Berücksichtigt werden müsse dabei vor allem auch, dass sie nur etwa 3 % des gesamten Gebäudebestandes ausmachten. Vor dem Hintergrund rasant steigender Preise infolge aktueller politischer Entwicklungen allerdings sei es wichtig, dass auch Denkmaleigentümerinnen und -eigentümer in den Genuss von Einsparpotentialen durch eine angemessene energetische Ertüchtigung ihrer Gebäude kämen.

Solarbroschüre vorgestellt

Unter dem Titel „Gekonnt integriert – Solaranlagen auf Kulturdenkmälern“ stellte Ramona Harmuth, Bezirksdenkmalpflegerin im Landesamt für Denkmalpflege Hessen die sog. Solarbroschüre vor, mit deren Hilfe sich Denkmaleigentümerinnen und Denkmaleigentümer über die mittlerweile große Vielfalt von denkmalverträglichen Lösungen für die Integration von Solarmodulen auf denkmalgeschützten Objekten informieren können sollen. Die Broschüre soll im Laufe des Jahres erscheinen.

Foto. Die Exkursionsgruppe.

Wichtig ist immer die Gesamtenergiebilanz

Jakobi sagte weiter, wichtig sei vor allem ein erweiterter Blickwinkel, der nicht ausschließlich auf die betriebliche Energieeffizienz und auf die Gebäudehülle ziele, sondern die gesamte Energiebilanz, also auch die für Herstellung, Transport, Lagerung, und Entsorgung benötigte graue Energie – und damit den gesamten „Lebenszyklus“ von Gebäuden mitberücksichtige.

Denkmäler als Vorbilder für eine Kultur des Weiternutzens

Durch ihre auf Reparatur und Wiederverwendung ausgerichtete Praxis wiesen Kulturdenkmäler eine hohe Resilienz auf und leisteten per se schon einen wertvollen Beitrag zu einem zurückhaltenden Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen.

Denkmäler sind Vorbilder auf dem Weg von einer Abreiß- und Neubaugesellschaft hin zu mehr Bestandserhaltung und einer neuen Kultur des Weiternutzens.

Dr. Verena Jakobi Landeskonservatorin
Marburg

Vernetzung weiterentwickeln

Im Anhang finden Sie eine kurze Zusammenfassung aller Vorträge mit den Kontaktdaten der Referentinnen und Referenten.

Wir freuen uns, wenn Sie die neu aufgebauten Kontakte im Dienste der Sache weiter entwickeln und vertiefen.