Bau- und Kunstdenkmalpflege

Bedeutung der Villenkolonie "Gartenstadt Frankfurt" erkannt

Bislang noch weitgehend unbekannt wurde jetzt die zwischen 1910-1914 im heutigen Stadtteil Dornbusch errichtete ehemalige Villenkolonie „Gartenstadt Frankfurt“ in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen aufgenommen.

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Mit ihren freistehenden Villen, umgeben von großzügigen Gärten mit alten Baumbeständenzählt die Gartenstadt Frankfurt zu den besterhaltenen Siedlungen im Stadtgebiet.

Dr. Thomas Steigenberger Inventarisator im Landesamt für Denkmalpflege Hessen

Vom Erholungswert der Natur profitieren

Errichtet wurden die rund 50 Ein- und Zweifamilienhäuser im Villentypus um das Jahr 1910 von der „Eigenheim-Baugesellschaft für Deutschland“, deren Spezialität es war, verkehrsgünstig und stadtnah gelegene Grundstücke zu erschließen, zu bebauen und schlüsselfertig zu verkaufen. Für den Entwurf zeichnete u.a. der renommierte Architekt Fritz Arthur Geldmacher verantwortlich, der in der Frankfurter Altstadt zuvor die heute denkmalgeschützte „Kopfapotheke“ oder die opulente Villa am Schaumainkei 43 entworfen hatte, in der heute das Deutsche Architekturmuseum residiert.

In einem Einfamilienhaus am Rande der explodierenden Städte zu wohnen, vom Erholungswert der Natur zu profitieren und sich fernab der Fabriken selbst mit Obst und Gemüse zu versorgen - davon träumten damals vor allem Angehörige der gehobenen Mittelschicht. Sie orientierten sich an der vor etwa 150 Jahren in England entstandenen Gartenstadtbewegung, deren sozialreformerische Idee es war, die Grenzen zwischen Stadt und Land, städtischem und ländlichem Leben aufzuheben und das unkontrollierten Wachstum der Städte in den Außenbereichen durch eine planmäßige Stadtentwicklung in geordnete Bahnen zu lenken.

Die Gartenstadt Frankfurt im Stadtteil Dornbusch wird von der Hügelstraße im Süden, der Reinhardstrasse im Norden, der Ulrichstraße im Westen und der Grafenstraße im Osten begrenzt.

Bemerkenswert sind die hohen Dächer mit den variantenreich ausgeformten Giebeln, Dachgauben, Erkern und Fenstern sowie die qualitativ hochwertige Ausstattung im Inneren.

Dr. Thomas Steigenberger Inventarisator im Landesamt für Denkmalpflege Hessen

Vorbilder und zeitgleich entstandene Siedlungen

Ein Jahr vor der Erbauung der Gartenstadt Frankfurt war in Dresden-Hellerau die wohl bekannteste deutsche Gartenstadt als Wohnstätte für die Angestellten und Arbeiter der Deutschen Werkstätten in genossenschaftlicher Trägerschaft gegründet worden. Andere bedeutende Gartenstädte entstanden zur selben Zeit in Frohnau bei Berlin, in Karlsruhe-Rüppurr, in Hohenhagen bei Hagen oder auf der Margarethenhöhe in Essen.

Die Gartenstadt Dornbusch - damals und heute

Ursprünglich war ein wesentlich größeres Areal nördlich der Hügelstraße für die Bebauung vorgesehen, allerdings kam das Baugeschehen durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges zum Erliegen. In den 1920er und 1930er Jahren wurde nur vereinzelt in wesentlich bescheidenerer Bauweise nachverdichtet. Von den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs blieb die Villenkolonie verschont. Trotz der Abriss- und Neubauwellen der 1960er und 1970er Jahre ist ihr ursprünglicher Charakter bis heute weitgehend erhalten.

Bürgerschaftliches Engagement

Seit 2021 setzt sich eine von Prof. Klaus Nicol ins Leben gerufene Bürgerinitiative erfolgreich für den Erhalt der Gartenstadt Frankfurt ein.

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