hessenARCHÄOLOGIE

Archäologie zum Anfassen in Karben

Bei strahlendem Sonnenschein öffnete am vergangenen Samstag in Karben die Grabung im geplanten Gewerbegebiet „Am Warthweg“ ihre Absperrungen und ermöglichte hunderten interessierten Besucherinnen und Besuchern Einblicke in die spannende Arbeit der Archäologinnen und Archäologen.

Großes Interesse in der Wetterau

Das die Wetterau und Archäologie Hand in Hand gehen, stellten die rund 600 Besucher in Karben eindrucksvoll unter Beweis. Informationen aus erster Hand erhielt auch der Bürgermeister der Stadt Karben, Guido Rahn. Um dem großen Interesse gerecht zu werden packte jeder mit an. Grabungsleiterin Dr. Katharina Mohnike, Kreisarchäologe Dr. Jörg Lindenthal und Bezirksarchäologe Hardy Prison M.A. führten parallel Gruppen über das Grabungsgelände während Grabungsleiterin Dr. Franka Schwellnus und Prof. Dr. Claus Dobiat, Geschäftsführer der Wissenschaftlichen Braugrund GmbH (WiBA), am Eingang die Funde erläuterten. Auch alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Grabungsfirma standen stets für Fragen zur Verfügung.

Hardy Prison M.A. mit Menschengruppe

Sowohl meine Vorgängerin als zuständige Bezirksarchäologin Dr. Sabine Schade-Lindig als auch der Kreisarchäologe Dr. Jörg Lindenthal haben mir vom großen Interesse der Wetterauer an der eigenen Geschichte berichtet, aber mit diesem überwältigenden Andrang habe ich wirklich nicht gerechnet.

Hardy Prison M.A. Bezirksarchäologe

Von der Jungsteinzeit bis zum Mittelalter

Bereits seit dem Herbst 2021 untersucht das Grabungsteam der WiBA das Gelände. Unter der Fachaufsicht der Kreisarchäologie des Wetteraukreises und der hessenARCHÄOLOGIE des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen entdeckte das Grabungsteam unter anderem Spuren 7.000 Jahre alter Siedlungsgeschichte. Die Grabungsleiterinnen Mohnike und Schwellnus deckten dabei mit Ihrem Team über acht Hektar ab, mit einem breiten Fundspektrum von der Jungsteinzeit bis zum Mittelalter.

Bedeutsam ist vor allem die Größe der untersuchten Fläche und die zeitliche Tiefe der aufgedeckten menschlichen Siedlungsspuren. Ein Großteil der bekannten Kulturen in der Wetterau ist hier vertreten.

Hardy Prison M.A. Bezirksarchäologe

Die ältesten Funde der Jungsteinzeit geben Hinweise auf die ersten Bauern der Region. Unter anderem konnten mehrere Gräber aufgedeckt werden. Insgesamt achtzehn dieser Gräber des späten Neolithikums konnten bisher geborgen werden. Üblicherweise werden deutlich weniger entdeckt. Doch nicht nur zur Jungsteinzeit und im Jahr 2023 war das Gelände am Rand Karbens gut besucht. Spuren eines römischen Militärlagers geben Auskunft über die frühkaiserlichen Aktivitäten der römischen Truppen inmitten der Wetterau. Neben einem Spitzgraben konnte auch ein Fassbrunnen aus der mittleren Kaiserzeit freigelegt werden. Das Gebiet um Okarben war für die Römer äußerst bedeutsam. So gehört das römische Kastell Okarben zu den frühesten in der Wetterau, wenn man die frührömischen Militäranlagen der Okkupationszeit unter Augustus nicht berücksichtigt. . Dass auch nach den Römern die Region begehrt war, zeigen neue Ergebnisse zum bekannten merowingischen Gräberfeld des 6. und 7. Jahrhunderts. Die während der Grabung aufgefundenen frühmittelalterlichen Gräber markieren den südlichen Abschluss eines der größten Gräberfelder dieser Zeitstellung in Hessen.

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