Die Alte Synagoge in Heppenheim in der Häuserreihe.

Bau- und Kunstdenkmalpflege

Alte Synagoge Heppenheim – Zeugnis jüdischen Lebens in Heppenheim

Die Auftaktveranstaltung in Heppenheim für die Veranstaltungsreihe „Dialog im Denkmal“ am 6. Juni 2024 war ein voller Erfolg. Neben interessierten Bürgerinnen und Bürgern besuchte auch der Bürgermeister Heppenheims, Rainer Burelbach, die Veranstaltung.

Spannender Einblick in das Projekt

Der Platz vor der Alten Synagoge in Heppenheim füllte sich ab 16 Uhr allmählich und die Besucher der Veranstaltung tauschten sich bei bestem Wetter aus. Nachdem die Vorsitzenden des Fördervereins Kulturdenkmal Alte Synagoge Heppenheim e.V., Martin Metzendorf und Monika Slomski, in die Geschichte der Alten Synagoge sowie des Vereins einführten, führte der Bauforscher Lorenz Frank aus, wie es dank Bauteilöffnungen gelingen konnte, die historische Holztonnenkonstruktion mit detektivischem Gespür nachzuvollziehen. Anhand von dendrochronologischen Untersuchungen konnte das Alter des Gebäudes überraschenderweise auf das Jahr 1807 rückdatiert werden, nicht wie ursprünglich angenommen um 1781. Jutta Brod, Bezirkskonservatorin des LfDH, wies auf die unterstützende Tätigkeit des Landesamtes bei der Steuerung der Maßnahme und der  Finanzierung hin. Schlussendlich betonte Architekt Kristian Kaffenberger die Bedeutung der Alten Synagoge als Begegnungsort, da Geschichte nicht nur erzählt, sondern auch aktiv erfahren werden müsse.

Die Kernaufgabe des Denkmalschutzes ist der Dienst an der Gesellschaft.

Kristian Kaffenberger Architekt

Altes Gebäude mit verborgenen Geheimnissen

Eine besondere Überraschung präsentierte der Förderverein zum Schluss: während der bauhistorischen Forschungen im Obergeschoss wurden alte Papierseiten mit hebräischen Schriftzeichen entdeckt. Nachforschungen ergaben, dass ein beschädigtes Gebetsbuch nicht weggeworfen, sondern an einem heiligen Ort, dem sogenannten Depot, verwahrt wurde. Das gefundene Gebetsbuch wurde folglich vor langer Zeit bewusst unter den Brettern verstaut, überlebte die Jahrzehnte und wird nun ausgestellt. Anschließend gab es bei einem spannenden Rundgang die Möglichkeit, sich über die Arbeit der Experten an Ort und Stelle zu informieren und auszutauschen.

Die Alte Synagoge in Heppenheim

Das Gebäude ist als Einzelkulturdenkmal ein wertvolles Zeugnis für die über 600-jährige Geschichte des Judentums in Heppenheim. Architektonisch interessant und einzig für Südhessen ist, dass es sich hier nicht um einen reinen Fachwerkbau handelt. Die Längsseiten bestehen zum Teil aus 60 cm starkem Bruchstein-Mauerwerk. Der optisch großzügige Betsaal im Obergeschoss war mit seinem Tonnengewölbe frei von Stützen und somit eine Besonderheit und zu seiner Zeit der größte derartige Raum in Heppenheim.

Nach der Sanierung soll die Alte Synagoge nicht nur ein „Denkmal“ sein, sondern Ort für Information über das Judentum sowie ein Raum für Begegnung und Erinnerungskultur. Durch Forschungen, Wissensvermittlung, Ausstellungen und weitere kulturelle Veranstaltungen erhält dieses Heppenheimer Kulturdenkmal seine ehemalige Bedeutung als Lernort zurück.

Dialog im Denkmal

Ziel der Veranstaltung „Dialog im Denkmal“ ist es, interessierte Bürgerinnen und Bürger über aktuelle Maßnahmen an Kulturdenkmälern zu informieren und für die Bedeutung von Denkmalschutz und Denkmalpflege zu sensibilisieren. Das Format „Dialog im Denkmal“ wurde in diesem Jahr anlässlich des 50jährigen Jubiläums des Landesamtes für Denkmalpflege entwickelt und soll künftig an ausgewählten Beispielen aus allen Kreisen Hessens weitergeführt werden.

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Diese Veranstaltung ist Teil der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum des Landesamtes. Erfahren Sie hier mehr!