Foto eines 30.000 Jahre alter Schädels und Langknochens des Höhlenbären (Ursus spelaeus).

Das paläontologische Bodendendenkmal "Breitscheid-Erdbacher Höhlensystem"

Das „Breitscheid-Erdbacher Höhlensystem“ (Gemeinde Breitscheid, Lahn-Dill-Kreis) entstand innerhalb devonischen Kalkgesteins, welches in einem Tagebau zwischen Breitscheid und dem Ortsteil Erdbach abgebaut wird. In seinen ungestörten Kammern konnten sich Zeugnisse aus zehntausenden Jahren erhalten.

Über Jahrtausende unberührt

Das weitverzweigte Höhlensystem besteht im Wesentlichen aus den beiden Großhöhlen „Erdbachhöhlensystem“ und „Herbstlabyrinth-Adventhöhlensystem“ und zeichnet sich insbesondere durch ungestörte Gang- und Kammersysteme aus, welche bis auf wenige Zugänge von der Außenwelt abgeschlossen und somit versiegelt sind. Es umfasst unter anderem eine 1993 durch Mitglieder der Speläologischen Arbeitsgemeinschaft Hessen e. V. (SAH) entdeckte und seitdem sukzessive erkundete, hessenweit einmalige Fossillagerstätte mit zahlreichen hervorragend erhaltenen Zeugnissen tierischen Lebens. Dazu gehören ca. 30.000 Jahre alte Höhlenbärenknochen aus dem Jungpleistozän, die als Oberflächen-Grabgemeinschaft auf dem ungestörten und deshalb höchst sensiblen Paläoboden der Höhle liegen.

In Kooperation mit der SAH wurde das weiträumige Karstsystem Breitscheids seit 1993 sukzessive weiter erfasst, vermessen und erforscht. Zur Zeit der Denkmalfeststellung war lediglich ein aus heutiger Sicht kleinräumiger Teil des Höhlensystems bekannt. Nach und nach wurde es auf eine Gesamtlänge von über 14.500 m Länge und in einer Tiefe von bis zu 100 Metern erfasst. Bei der behutsam und systematisch durchgeführten Erforschung des Höhlensystems wurden zahlreiche weitere Fossillagerstätten innerhalb des Systems erkannt. Dazu zählen vor allem die Knochen von fossilen Fledermäusen sowie von unterschiedlichen Klein- und Großsäugern  – darunter auch Wollnashörner.

Foto aus dem Paläontologischen Bodendenkmal „Breitscheid-Erdbacher Höhlensystem“ (Lahn-Dill-Kreis).

Ideale Forschungsbedingungen

Die bisher bekannten Fossillagerstätten innerhalb des größten Höhlensystems Hessens – und einem bedeutendsten Systeme Deutschlands – beinhalten einmalige und ungestörte Ansammlungen hervorragend erhaltener Makrofossilien und Makrofossilassoziationen im unberührten und konservierten Zustand. Zusammen mit den sie einbettenden, ungestörten Paläoböden stellt das „Breitscheid-Erdbacher Höhlensystem“ eine Fossillagerstätte von überregionaler wissenschaftlicher Bedeutung dar, die bereits in zahlreichen Publikationen dokumentiert ist.

Der ungestörte Zustand dieser Fossillagerstätten ist unter anderem dadurch begründet, dass die ehemaligen Zugänge des Höhlensystems verstürzt und somit versiegelt sind. Dies verspricht eine wissenschaftliche „state of the art-Forschung“. Im Rahmen interdisziplinärer Forschungsansätze sollen zum Beispiel DNA-basierte Erfassungen der Lebensgemeinschaften erfolgen – nur eine der Untersuchungsmethoden, die aufgrund des hervorragenden Erhaltungszustandes der Fossilien möglich ist.

Gemeinsam mit der SAH sollen in den kommenden Jahren detailliertere Untersuchungen zu verschiedensten Forschungsansätzen durchgeführt werden.