Landesamt für Denkmalpflege Hessen

Denkmalpflege ist MehrWert

Das Europäische Denkmalschutzjahr 1975 setzte vor fünfzig Jahren nichts weniger als einen avantgardistischen Impuls zur Neubewertung dessen, was als Denkmal verstanden und ausgedeutet werden kann.

Prof. Dr. Markus Harzenetter Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen

Nicht nur die klassische Trias von Kirchen, Burgen und Schlössern, sondern auch die Artefakte der Industriekultur und Alltagsgeschichte sowie die Bauten des 19. und 20. Jahrhunderts, wurden denkmalwürdig, sagte Prof. Markus Harzenetter, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen einleitend. Er stellte die aktuelle „MehrWert“–Kampagne der Vereinigung der Denkmalfachämter in den Ländern (VDL) vor, deren Ziel es sei, Menschen aus den unterschiedlichsten Zusammenhängen durch einen Perspektivwechsel erzählerisch, emotional und einfallsreich für die Denkmalpflege zu gewinnen.

Die Postmoderne auf dem Vormarsch

Den Auftakt der diesjährigen Vorträge macht Robinson Michel, wissenschaftlicher Mitarbeiter im LfDH, mit einem Blick auf die Postmoderne als neues Thema der Denkmalerfassung. Von selbstbewusst und prunkvoll über raffiniert-ironisch, schmuckvoll und erzählfreudig bis bunt und schrill – die „Postmoderne“ habe viel zu bieten. Mit einem zeitlichen Abstand von inzwischen über 30 Jahren scheint eine fundierte Beurteilung möglich und auch notwendig. Die Zeitschicht der 1970er- bis 1990er-Jahre zu erfassen und zu bewerten, wird eine der wesentlichen Aufgaben der nächsten Jahre für die Inventarisation im Landesamt für Denkmalpflege Hessen.

Von der Ruinenromantik zum Unesco-Welterbe

Das Römerkastell Saalburg feiert in diesem Jahr sein 125jährige Bestehen. Dr. Carsten Amrhein, Direktor der Saalburg, begab sich in seinem Vortrag auf eine Zeitreise durch die Geschichte der Saalburg. Von der Ruinenromantik und dem kaiserlichen Selbstverständnis der Wilhelminischen Grundsteinlegung bis zum modernen und international bekannten Museumsbetrieb als Teil des Archäologischen Landesmuseums Hessen kann das Römerkastell Saalburg heute auf eine lange und ereignisreiche Erfolgsgeschichte zurückblicken.

Die Stadt als Denkmal

Seit 2023 läuft in der Bau- und Kunstdenkmalpflege das Projekt "Post-Corona-Stadt", welches die Ausbreitung und vermehrte Anwendung der Städtebaulich-Denkmalpflegerischen Aufnahme (SDA) zum Ziel hat. Dieses Projekt wurde auf den Frühjahrsempfang von Dr. Hanna Dornieden, Koordinatorin der Inventarisation der Bau- und Kunstdenkmalpflege, vorgestellt. Die SDA sei ein wirksames Instrument für die vertiefte Untersuchung historischer Stadt- und Ortskerne, die durch Leerstand, geänderte Nutzungsansprüche und Substanzverlust besonders gefährdet sind. Sie diene als Grundlage für eine nachhaltige, substanzorientierte Innenentwicklung unter Erhalt der identitätsstiftenden Bauten und Strukturen.

20 Jahre Welterbestatus

Ein weiteres Jubiläum feiert die Welterbestätte Obergermanisch-Rätischer Limes. Vor 20 Jahren, am 15. Juli 2005, erfolgte in Durban die Aufnahme des 550 km langen Limesabschnitts in die Liste des Weltkulturerbes. Der Hessische Limesbeauftragte, Dr. Kai Mückenberger, zeigte anhand anschaulicher Beispiele, wie sich Deutschlands größtes Bodendenkmal in den letzten 20 Jahren stetig weiterentwickelt hat. Vom Aufbau ansprechender Vermittlungsangebote bis zu neusten Forschungserkenntnissen zum Verlauf des oftmals unsichtbaren Welterbes präsentiert sich der Limes bis heute als ein lebendiges und spannendes Welterbe.

Nach abschließenden Worten von Prof. Dr. Harzenetter fand im Anschluss an die Vorträge bei einem Umtrunk ein reger Austausch statt.