Jungpaläolithischer Kalksteinanhänger aus Wiesbaden-Igstadt.

Paläolithikum und Mesolithikum

Die Altsteinzeit umfasst den längsten Abschnitt der Menschheitsgeschichte. Sie beginnt in Mitteleuropa vor etwa 600 000 Jahren und wird geprägt von der Entwicklung des homo erectus zum modernen Menschen. In der anschließenden, ab etwa 10.000 v. Chr. beginnenden und bis 5.500 v. Chr. reichenden, Mittelsteinzeit passt sich dieser moderne Mensch den veränderten Lebensbedingungen an.

Das Ende des Eises

Charakteristisch für die Altsteinzeit, das Paläolithikum, waren Klimazyklen aus Kalt- und Warmzeiten. Erst nach dem Ende der letzten Kaltzeit, um 10.000 v. Chr., stabilisierte sich das Klima und leitete die Mittelsteinzeit, das Mesolithikum, ein. Die nach der letzten Kaltzeit zurückkehrende Bewaldung großer Teile Europas führt zu einer daran angepassten, veränderte Lebensweise der Menschen, die sich bis zum aufkommenden der neolithischen Kultur ab etwa 5.500 v. Chr. halten sollte. Die Mittelsteinzeit bildet damit einen vergleichsweise kurzen Abschnitt innerhalb der frühen Entwicklung des Menschen.

Stets unterwegs

Gemeinsam ist den Menschen der Alt- und Mittelsteinzeit die nomadische, sprich nicht sesshafte, Lebensweise. Entsprechend schwierig sind die Auffindungs- und Überlieferungsbedingungen für die Hinterlassenschaften dieser frühesten Menschen. Die ältesten hessischen Steinwerkzeuge stellen Geröllgeräte der älteren Altsteinzeit aus Schotterschichten in der nördlichen Wetterau dar. Mittelpaläolithische Steingeräte wie Micoquekeile, Faustkeile, Blattspitzen liegen von Freilandfundstellen vor allem in Nordhessen vor.

Jagen mit Knochen und Stein

Spätestens ab dem Jungpaläolithikum, ab 45.000, ist mit länger genutzten Freilandstationen zu rechnen. Auch Höhlen beziehungsweise Felsüberhänge, sogenannte Abris, werden aufgesucht. Viele Knochen von Jagdwild weisen – zusammen mit typischem Steingerät – auf die Jagd hin. Aus Knochen wurden Geschoßspitzen und Pfrieme gefertigt; dazu Schmuck aus Tierzähnen, Gagat und Elfenbein. Auf Schiefer- und Sandsteinplatten, Knochen und Elfenbein gibt es erste Gravuren. Selten treten auch figürliche Darstellungen von Tieren oder Frauen als Knochen- oder Elfenbeinschnitzereien auf. Ab 12.000 v. Chr. sind die ersten menschlichen Bestattungen belegt.

Im Mesolithikum (ab 10.000 v. Chr.) setzt sich die jungpaläolithischen Entwicklung des modernen Menschen fort. Kennzeichnend sind typische mikrolithische Artefakte aus Kieselschiefer, Calzedon oder Feuerstein. Mit Birkenpech in Holz geschäftet, dienen sie oft als Spitzen für Jagdpfeile. Bekannte Fundstellen liegen in Nordhessen, im Lahntal, am westlichen Vogelsberg sowie vereinzelt in Südhessen.

Die letzten Zeugnisse

Freilandstationen als auch Abris- und Höhlenfundstellen erfordern besonders sorgfältige Ausgrabungen durch erfahrenes Personal. Nur die detaillierte Dokumentation aller Funde ermöglicht es, auch Feuerstellen oder Schlagplätze in den temporär genutzten Jagdstationen zu erkennen. Sogar Standorte von zelt- oder jurtenartigen Unterständen sowie Kochgruben und Feuerstellen sind nachweisbar. Besonders für den späten Abschnitt des Jungpaläolithikums ist mit einer guten Erhaltung solcher Freilandfundstellen infolge der Überdeckung durch die Ablagerungen des Laacher See-Vulkanausbruchs zu rechnen.

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